Dirk Biereige leitet in Erfurt den Rettungsdienst des Arbeitersamariterbundes. Seit einem Vierteljahr aber ist er freigestellt – für die bundesweite Koordinierung der Hilfsmaßnahmen des Arbeitersamariterbundes für Hochwasseropfer.
Wie wird man bundesweiter Hilfskoordinator?
Die Bundesgeschäftsstelle des ASB rief an. Erst ging es darum, die Koordination für Thüringen zu übernehmen, für Hilfe in Gera, Altenburg, Jena, dem Weimarer Land oder der Region Erfurt zu sorgen, wo das Hochwasser Schäden anrichtete. Kurz darauf war der Referatsleiter für Bevölkerungsschutz am Telefon, da ging es schon um die gesamte Bundesrepublik.
Hatten Sie Bedenkzeit?
Nein sagen stand nicht zur Debatte. Wie wichtig das Thema ist, weiß ich, ich war tagelang selbst mit der Schnellen Einsatzgruppe des Rettungsdienstes im Hochwasser-Einsatz. Vor meiner Abordnung mussten wir allerdings klären, wer meine Aufgaben in Erfurt übernimmt.
Von wie viel Geld sprechen wir?
Von etwa elf Millionen Euro. Erst knapp die Hälfte davon ist verteilt.
Woher kommen die Gelder?
Der ASB ist Teil des „Aktionsbündnisses Deutschland hilft“, hier gingen nach dem Hochwasser viele Spenden ein.
Wer hat gespendet? Menschen, die etwas Gutes tun wollten. Zu all den kleinen und großen Summen gesellten sich teils sechsstellige Großspenden von Firmen.
Wie bekommen Sie es hin, die Vergabe dieser Gelder zu koordinieren?
Wir nutzen die Landesstrukturen. Ich fahre viel rum, habe in den letzten Wochen Tausende Kilometer zurückgelegt. Die Gelder werden nachrangig verteilt, also nach den Zahlungen von Versicherungsgesellschaften und der staatlichen Hilfe.
Ist das dann noch nötig?
Nehmen Sie 100 000 Euro Schaden als Beispiel, solche Schadenssummen sind nach dem Hochwasser häufig vorgekommen.
Nicht jeder hatte Versicherungsschutz. Maximal 80 Prozent staatliche Hilfen sind möglich. 20 Prozent könnten wir übernehmen.
Wer bekommt Vorrang?
Betroffene mit geringen Einkommen, Haushalte, in denen behinderte Menschen leben. Sie müssen weder dem ASB besonders verbunden oder bei uns Mitglied sein. Es ist eine Frage der Bedürftigkeit. Was benötigen Sie für Ihre Arbeit? Ausgefüllte Anträge auf Unterstützung durch den Arbeitersamariterbund.
Und einen schnellen Amtsschimmel, auch wenn in Thüringen Anträge auf Hilfe noch bis Ende 2014 gestellt werden können. Wer Hochwasserschäden hat, der kann sich an seinen Bürgermeister oder Landrat wenden. Die Antragsformulare sind relativ einfach auszufüllen.
Wie verkraften Sie, was Sie vor Ort sehen?
Es bewegt und beschäftigt mich. Im bayrischen Deggendorf zum Beispiel müssen mehr als 200 Häuser abgerissen werden. In vielen Orten stehen Leute vor den Trümmern ihrer Existenz. Ihnen hilft jeder Cent.
Was tut der ASB, außer Geldspenden zu verteilen?
In der akuten Krise ist die Soforthilfe am wichtigsten: Evakuierungen, Notquartiere, Essen kochen. Außerdem haben wir zahllose Trocknungsgeräte erworben und verteilt. Und es laufen viele verschiedene Projekte.
Wir sanieren Spielplätze, die das Wasser zerstört hat. Finanzieren „mobile Engel“, die vor Ort helfen.
Wir organisieren familienentlastende Dienste. Bieten Ferienfreizeiten für Kinder von betroffenen Familien oder Mutter- Kind-Kuren in unseren Kureinrichtungen an, damit auch die Eltern mal Luft holen können.
Wie können Sie den Missbrauch von Hilfsgeldern verhindern?
Wir gehen erst mal davon aus, dass unsere Hilfe nötig ist. Für einen Abgleich gibt es eine interne Datenbank, wo festgehalten ist, wer in der Vergangenheit wann was bekommen hat.
Wie lang dauert Ihr Einsatz?
Bis 15. Januar, er wird wohl um ein halbes Jahr verlängert.
Wer macht Ihre Arbeit in Erfurt?
Sie ist verteilt auf viele Schultern. Ich bin sehr froh, dass das so gut funktioniert
https://www.asb.de/vielfalt-der-asb-fluthilfe.html
Text und Foto von Birgit Kummer (TA)